Samstag, 5. Juli 2008


Nun ist es also so weit gekommen, es sieht hier zwar noch nicht so wie auf dem Foto oben aus, dennoch war es heute Nacht so kalt, dass heute morgen am Auto Eis gekratzt werden musste. Auch tagsüber ist es ordentlich abgekühlt. Zu Beginn meines Aufenthaltes war es tagsüber um die 25°C warm, mittlerweile sind die Temperaturen auf ca. 12°C und teilweise viel Wind gesunken. Windhoek (Windecke) macht seinem Namen also alle Ehre.
Glücklicherweise habe ich gestern einen Gasofen in meine Wohnung gestellt bekommen. Ich werde also gut konserviert, aber nicht wie Ötzi aussehend, nach Deutschland zurückkehren.

Montag, 30. Juni 2008

Donnerstag, 26. Juni 2008

Ein ereignisreicher Spaziergang


Wenn man hier durch die Straßen schlendert, fällt einem immer wieder auf, dass Afro-Afrikaner (im Folgenden aus Einfachheitsgründen „Schwarze“ genannt) meist zu Fuß unterwegs sind und Süd-Westler (im Folgenden „Weiße“ genannt) generell mit dem Auto fahren.
Ich habe mich seit Anbeginn gefragt, worin dieser Unterschied begründet ist. Klar, liegt es zum einen daran, dass sich die meisten Schwarzen kein Auto leisten können, aber es gibt noch andere Gründe, welche sich mir am Samstag während eines Spaziergangs eröffnet haben. Ich hatte mich auf den Weg in die Marua-Mall (das städtische Einkaufszentrum) gemacht. Diese befindet sich nicht weit von meiner Wohnstätte. Lediglich 15 Minuten entlang der Mugabe-Avenue, dann ist, unter normalen Umständen, der Konsum-Tempel erreicht.
Das Straßenbild erinnert generell an das südeuropäische, welches wir so schätzen. Wer hat noch nie die Spanier oder Portugiesen um ihre optimal ausgebauten Straßen beneidet und überlegt aus dem Urlaub gar nicht mehr zurück nach Hause fahren zu wollen. Nun gut, dem entsprechend sehen hier auch die Straßen und vor allen Dingen die Bürgersteige aus, bzw. das Etwas auf dem Fußgänger laufen sollen. Bei genauerer Überlegung haben diese nicht vorhandenen Bürgersteige allerdings einen entscheidenden Vorteil. Wo keine Bürgersteige sind, kann auch nach fünf nichts hochgeklappt werden…wobei, wenn ich drüber nachdenke, klappen die Windhoeker nach vier selbst dieses Etwas hoch.
Also machte ich mich auf den Weg und durfte als erstes Bekanntschaft mit den Fußgänger-Ampeln machen, die sich im Wesentlichen von den unsrigen unterscheiden, dass sie nur jede zweite Grünphase der Autos mitmachen, dafür aber zur Entschädigung nur die hälfte der Auto-Grünphase lang sind. Wenn man mal drüber nachdenkt…eigentlich ein guter Weg seine Rentenkassen zu entlasten.
Ich rannte also über die Straße und direkt in die Arme eines Souvenirverkäufers, der sich in der Mittagssonne auf den Stufen der Christus Kirche von seinem bisher doch so harten Arbeitstag erholte.
„Hey my man, you want to buy nuts? Look, these are special nuts. I prepared them very nicely!”
“No thanks, I don’t want your nuts.”
Dies war nicht, wie der ein oder andere vielleicht falsch annehmen könnte, ein afrikanischer Prostituierter, der mir neben seinen Nüssen auch noch Aids mit nach Hause geben wollte, nein, hier ist es so, dass die Souvenirhändler oder irgendeine Fabrik, von der die Souvenirhändler dann kaufen, komische Nüsse dazu benutzen, lustige, kleine Elefanten aus diesen zu schnitzen. Nun ja, ich war trotz alledem nicht interessiert (wenn von euch jemand an so einer Nuss interessiert sein sollte, wird es kein Problem für mich sein, demjenigen in ein paar Wochen so eine mitzubringen, meldet euch einfach).
„Dude, I don’t even have money with me. I can’t pay you.”
Leider hatte der Gute, diese Ausrede wahrscheinlich schon hunderttausend Mal gehört und sich in tagelanger Arbeit eine Gegentaktik überlegt.
„Hey my man, I can come to your hotel and then you can get money from your room.“ Langsam fing ich doch an zu überlegen, welche Nüsse er mir genau verkaufen wollte. Allerdings war dies nicht unbedingt meine größte Sorge. Mehr Gedanken machte ich mir um die Klinge, die er zum Schnitzen seiner Nüsse benötigte und mit der er mir permanent im Gesicht rumfuchtelte. Ich hatte nicht vor, so ein permanentes Souvenir mit nach Hause zu bringen, vor allem nicht auf so einem Wege. Ich musste diesen Typen also irgendwie loswerden. Glücklicherweise hatte ich ein wenig Kleingeld in der Tasche und wusste, dass wir in ein paar Metern den Präsidentenpalast erreichen würden, vor dem Polizisten Patroullie stehen. Dort angekommen zog ich einen Dollar aus der Tasche, den ich dem Guten für seine Bemühungen unter Beobachtungen der Polizei in die Hand drückte. Komischer Weise war er mit diesem Almosen (ca. acht Eurocent) plötzlich durchaus zufrieden und verschwand mit den Worten „Hey, you can come back, when you have money, you know where my place is.“
Ich hatte es heil überstanden und war dem Shopping-Paradies etwas näher gekommen.
Nur zweihundert Meter weiter lauerte mir am Straßenrand sitzend ein Wachmann auf. Ich blickte ihn an, er mich. „Give me money“ waren seine Worte, mit denen er mich begrüßt. „Sorry mate, I just told your souvenir-friend that I don’t have money with me.“ Glücklicher Weise war der Gute trotz seiner Dreistigkeit bei weitem nicht so anhänglich wie der Souvenirverkäufer, wohl auch daher, weil er ja wachen sollte und wohl nicht darauf aus war, seinen Job wegen ein paar namibischen Rand zu verlieren. Mit anderen Worten, ich konnte meinen Weg unbeschadet fortsetzen.
Ich schlenderte also mehr oder weniger unbeschwert die Avenue weiter, wo sich nach weiteren 50 Metern eine ähnliche Szene zutrug. Ein Obdachloser, der mich nicht nach Geld fragte, sondern Geld verlangte, als hätte er zuvor eine Gegenleistung erbracht. Doch auch dieser folgte mir glücklicherweise nach ein paar Sätzen nicht, sodass ich meinen Weg fortsetzen konnte, um Hals über Kopf in das größte Abenteuer des Wochenendes zu stürzen.
Beim näheren Betrachten der Straßen kommt man immer wieder ins grübeln, warum die Bürgersteige doch immer wieder überdurchschnittlich viel mit Hundedreck bestückt sind, wo man doch gar keine Hunde auf der Straße sieht. Und an diesem Nachmittag sollte sich auch dieses Geheimnis für mich Lüften. Ich dachte erst, meinen Augen nicht zu trauen, aber es gibt eine Steigerung des am-Straßenrand-pinkelnden-Afrikaners. Da stand er und es kümmerte ihn nicht, dass er direkt an der Hauptstraße stand und ihm jeder zuschauen konnte, wie er sich erleichterte. Ich beschleunigte meine Geschwindigkeit etwas, um bloß möglichst schnell davon zu kommen. Nun ja, was soll man machen, die Chinesen sagen über die Schwarzen, sie hätten etwas sehr animalisches an sich und bei diesem Anblick muss ich den Chinesen durchaus zustimmen.
Wie man sieht, kann hier selbst der normalste Spaziergang zu einem Erlebnis werden…Fortsetzung folgt.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Rescue Simbabwe

Nun ist aber Schluss mit Lustig. Wo soll denn das noch hinführen. Jetzt hat in Simbabwe auch noch die Opposition hingeworfen, da sie der Ansicht seien, dass jeder, der gegen Mugabe wähle, damit sein Todesurteil unterschreibe. Ich habe mir schon überlegt, einen Brief an das Weiße Haus zu schreiben und George mitzuteilen, dass ich gehört hätte, dass sie in Simbabwe Weapons of Mass Destruction hätten. Übermorgen währe Simbabwe wahrscheinlich wieder demokratisch.

Mittlerweile bin ich mir allerdings nicht mehr sicher, ob George W. Busch an dem Ganzen überhaupt noch interessiert ist. Ich glaube, der Gute möchte einfach seine Abschiedstournee genießen und mit so einem außenpolitischen Geplänkel nicht mehr belästigt werden. Zumal es Mc Cain wohl nicht gut tun würde, wenn Amerika jetzt noch einen Krieg anfinge.
Daher kann es nur Einen geben, der wirklich helfen kann und der die Welt schon einmal bewegt hat.

Freitag, 20. Juni 2008

Jetzt wird dem Nachbar sein Lumpi aber spitz

Da ich morgen nicht im Büro sein werde und daher keinen Zugang zum Internet habe, kündige ich es jetzt schon einmal an. Morgen wird hier groß „Mittwinter“ gefeiert.
Was? Ihr habt noch nichts von diesem Fest gehört? Afrika wahrscheinlich auch nicht, aber ich denke, es ist nur mit einem Bisschen Ironie zu tragen vom nordeuropäischen Sommer, also vom schwedischen „Mittsommer-Fest“, in den afrikanischen Winter zu fliegen und lange Tage gegen lange Nächte einzutauschen. Und bevor ich hier Suizidgedanken bekomme, habe ich mir einfach überlegt, das ganze positiv zu sehen und die Nacht zum Tag zu machen. Mit anderen Worten, morgen Nacht wird hier die Luzi aber ganz gewaltig auf dem Tisch tanzen. Ich habe zwar noch nicht ganz rausgefunden, wo sie tanzen wird, aber einen Tag und eine ziemlich lange Nacht habe ich ja noch, um sie aufzuspüren. Wünscht mir Glück, dass die Luzi nicht schwarz ist, sonst such ich mich hier noch dämlich.


Zur Information:
Sonnenuntergang Göteborg am 21.06.2008: 22.18h
Sonnenuntergang Hamburg am 21.06.2008: 21.55h
Sonnenuntergang Windhoek am 21.06.2008: 17.12h

Donnerstag, 19. Juni 2008

Eine andere Gelassenheit


Ich habe ja schon mal von den Interneteinbrüchen hier berichtet. Man sitzt am Computer und auf einmal ist das Internet verschwunden. Man guckt unter dem Tisch, hinter der Tür, aber nirgends ist es zu finden. Man fragt sich, war es wieder die Telekom, die Lust hatte, Passwörter zu tauschen, war es ein Schwarzer, der die Telefonleitung geklaut hat, um aus dem Kupfer Geld zu machen, ihn stört es ja am wenigsten, wenn die Telefone nicht funktionieren, schließlich hat er ja seine Buschtrommel oder war es einfach nur ein übereifriger IT-Mensch, der das Internet „sicherer“ machen wollte, in dem er es einfach abdrehte.

Nun ja, dies sind halt die kleinen Pannen, die einem den Arbeitsalltag versüßen und die einen gar nicht mehr nach Hause gehen lassen wollen.

Da man dann aber doch ab und zu noch Zuhause vorbei schauen sollte, allein um ab und zu der permanent unterkühlten Matratze „Guten Tag“ zu sagen, trifft man auch hier oft auf Ungereimtheiten. Letztens z.B. ich war grad dabei ins Bett zu gehen. Die Zahnbürste schon im Mund, da merke ich, dass die Bauerbeiter, die ein paar Straßen weiter die Straße aufgerissen haben, sich kurz vor Feierabend überlegt haben, dass es doch besser sei, das Wasser lieber abzudrehen, man möchte ja keine Überschwemmung heraufbeschwören. Ich also zum Kühlschrank. Glücklicherweise konnte ich zwischen dem Tonicwater und der Cola noch eine Flasche Mineralwasser mit extra viel Kohlensäure ausmachen. Ich sage euch, seit dem Tag putze ich meine Zähne nur noch mit Mineralwasser. Das holt einem den Dreck auch noch hinter dem letzten Weisheitszahn hervor.

Genug Action also für den Abend.

Am nächsten morgen, um halb sechs klingelt der Wecker. Ich springe aus meinem unterkühlten Bett in mein unterkühltes Badezimmer, reiße mir unterwegs die unterkühltenKlamotten vom Leib, damit ich schneller unter die Dusche komme und was erwartet mich…..gar nichts. Die Bauarbeiter hatten das Wasser ja abgedreht.

Nach zwei Tagen ohne Wasser und überdurchschnittlichem Lüftungsbedarf in meiner Wohnung war es endlich wieder so weit. Ich konnte die Spülung, die Dusche und die Wasserhähne wieder benutzen…für ganze zwei Stunden…es muss wohl ein Handwerker nachträglich noch mal zur Baustelle gefahren sein, weil er vergessen hatte, das Wasser abzudrehen.

Nun ja, ich will mich nicht beschweren und freue mich, daher umso mehr, wenn ich morgens unter die warme Dusche springen kann.

Montag, 16. Juni 2008

Wie Entwicklungshelfer den Tod nach Afrika bringen



Ein Kommentar von Thilo Thielke (erschienen im Spiegel)

In Afrika müsste niemand hungern. Der Hunger dort ist ein Machwerk skrupelloser Herrscher - und ihrer Freunde im Westen. Paradoxerweise sind es Entwicklungshilfeminister, die sich dem Fortschritt in den Weg stellen.

Folgt man der Logik des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, dann ist das ostafrikanische Kenia mit seinen rund 32 Millionen Einwohnern ein einziges Hungerkatastrophengebiet. In dem beliebten Reiseland, berühmt für Nationalparks wie Tsavo, Samburu oder Meru, verteilen die Uno-Leute nämlich jedes Jahr mehr Lebensmittel als im Südsudan - das jahrzehntelang von Bürgerkriegen verheert wurde. Stirbt Kenia nun also den Hungertod?

Wenn es so wäre, würde es Afrikas Aussichten, sich jemals selbst ernähren zu können, recht düster erscheinen lassen. Ein Blick auf die Landkarte zeigt nämlich, dass Kenia am Victoriasee liegt. Der Victoriasee, von seinem britischen "Entdecker" John Hanning Speke weiland nach dessen Queen benannt, ist eigentlich wie ein Meer - trotz seines stetig sinkenden Wasserpegels. Dieses Binnenmeer verbindet Tansania und Uganda mit Kenia. Es ist ungefähr 68.000 Quadratkilometer groß und damit der größte See Afrikas. Und: Er ist voller Süßwasser.

In Kenia stellt sich also - ähnlich übrigens wie in Malawi, aus dem ebenfalls regelmäßig von Hungersnöten berichtet wird - die Frage: Kann man eigentlich neben einem solch gigantischen Süßwasserreservoir verhungern?

Natürlich ist Kenia groß. Es verfügt über Savannen, Hochland, Trockenzonen im Norden, Gebirge und feuchtschwüle Gegenden wie die 480 Kilometer lange Ostküste am Indischen Ozean oder den Kakamega-Regenwald im Westen - wo geradezu Treibhausklima herrscht. Wenn man es nur halbwegs geschickt anstellt, dürfte in so einem Land niemand verhungern - und zwar auch ohne die Hilfe der Philanthropen von der Weltgemeinschaft.

Was im Westen dieses gesegneten Landes an Überschüssen produziert wird, müsste einfach in den Norden geliefert und dort verkauft werden. Was den Landwirten einen Anreiz verschaffen würde, mehr zu produzieren. Wenn sie mehr verdienen, zahlen sie auch mehr Steuern. Der Staat nimmt mehr ein und kann in den Ausbau der desaströsen Infrastruktur stecken.

Natürlich würde der afrikanische Staat das eingenommene Geld nur äußerst ungern in den Ausbau des Straßennetzes stecken. Gerade erst hat der kenianische Finanzminister Amos Kimunya verkündet, er müsse dringend an der Infrastruktur sparen, weil er sonst das Kabinett nicht bezahlen kann. Kenia hat jetzt 94 Minister und Hilfsminister. Jeder verdient mehr als 20.000 Dollar im Monat und benötigt dazu noch einen eigenen Hofstaat. Im kenianischen Haushalt klafft aus diesem Grund ein Riesenloch von rund 300 Millionen Dollar. Demnächst werden die Kenianer deshalb erklären, die reiche Welt müsse diese Rechnung bezahlen. Andernfalls verhungerten die Kenianer, und der - unter anderem erst durch die Schaffung dieses voluminösen Kabinetts - mühsam erkämpfte Frieden sei in Gefahr.

Die Straßen sind also katastrophal, und sie bleiben es für eine Weile, weswegen der Mais aus dem Westen Tage oder Wochen benötigen würde, um in den Norden des Landes zu gelangen. Aber was soll er da auch? Herrschte im Norden des Landes ein Engpass, war bisher meist schon das World Food Program da und hat kostenlos Lebensmittel verteilt. Dafür werden die Mitarbeiter bezahlt: dass sie Hunger bekämpfen. Und deshalb schreiben sie in der Regel Berichte, in denen die Lage in Afrika dramatisch geschildert wird und die meistens mit Appellen enden, dass mehr Lebensmittel gespendet werden müssten.

Die Entwicklungshelfer, deren Berichte unser Afrikabild maßgeblich prägen, tun das gewissermaßen aus einem Selbsterhaltungstrieb, von dem sie glauben, er sei bei den Afrikanern nicht vorhanden. Die würden ohne Hilfe alle verhungern, sagen die Helfer. Die Helfer würden ohne Hilfe allerdings alle arbeitslos.

Und wenn die Hilfe da ist? Leiden erst einmal die Händler, denn die Lebensmittelpreise fallen ins Bodenlose. Vorratslager anzulegen, lohnt bei der gegenwärtigen Praxis also nicht. Außerdem leiden die Landwirte, denn ihre Ernte wird wertlos. Besser beraten ist folglich, wer sich in der Nähe der Helfer tummelt. Dort gibt es alles umsonst, und arbeiten muss man auch nicht.

Afrika hungert, weil sich der Anbau von Lebensmitteln sowie der Handel nicht lohnen.
Die Helfer zieht es in die Trockengebiete: dorthin, wo die Bedürftigen sind, wo die Hilfe dringend benötigt wird. Normalerweise hungern in solchen Gegenden nicht viele Menschen, da sie dünn besiedelt sind. Hungersnöte in der Sahara sind vergleichsweise unbedeutend. Aber in Nordkenia, überhaupt in den Randgebieten der Wüsten wie dem Sahel, kommen sie natürlich vor. Darum graben die Helfer dort Brunnen, damit die Menschen sauberes Trinkwasser erhalten.

Um so einen Brunnen kommt es aber bald zu einem regelrechten Gedränge. Immer mehr Viehhirten ziehen zu den Brunnen, Nomaden mit ihren Herden. Diese Herden, besonders die Ziegen, fressen schnell alles kahl. Wo früher allenfalls ab und zu jemand vorbeikam, entsteht schnell ein staubiges Dorf, dann eine kleine Stadt. Immer mehr Helfer sind nun vonnöten, die Menschen zu ernähren, die sich um den Brunnen und um die Verteilstationen angesiedelt haben. Bald schon geht nichts mehr ohne Hilfe. Die Gegend ist hoffnungslos überbevölkert. Und ein Ausweg aus dem Dilemma scheint nicht in Sicht.

Entwicklungshilfe ist Planwirtschaft - ohne Plan

Entwicklungshilfe ist Planwirtschaft, wenn auch eine ohne Konzept. Dass Ernährungsengpässe planwirtschaftlich beseitigt werden könnten, ist ein Gedanke, der bereits in der Sowjetunion, Nordkorea und Kuba unglücklich gescheitert ist. Die Afrikaner können einem manchmal leid tun, dass sie weiter als Versuchskaninchen herhalten müssen.

Die Philanthropen hätten jeden Sinn für Menschlichkeit verloren, unkte Oscar Wilde einmal. Es scheint, als habe er wieder einmal recht behalten.

Aber die Afrikaner sind ja selber schuld, sie müssten die Hilfe ja nicht annehmen, könnte man jetzt einwenden. Doch diese Argumentation ist perfide. Die meisten afrikanischen Staaten sind bitterarm. Das Bruttoinlandsprodukt Mexikos ist zum Beispiel 50-mal so groß wie das des ölreichen Sudan. Natürlich lehnen die wenigsten afrikanischen Staatschefs die ihnen so großzügig angebotene Spende ab. Mit dem Geld lassen sich schließlich Fußballstadien bauen oder schöne Boulevards, durch die das Militär später zum Jahrestag der Machtergreifung paradieren kann. Man kann damit Limousinen kaufen und Reisen unternehmen, um auf Uno-Konferenzen mit anderen Staatschefs und Entwicklungshilfeministern die Hungerprobleme der Welt zu wälzen.

Dass in Afrika gehungert wird, liegt vor allem daran, dass sich der kommerzielle Anbau von Lebensmitteln und der Handel damit nicht lohnen. Entweder ruiniert die Entwicklungshilfe die Preise, oder ruchlose wie korrupte Führer bestehlen das Volk. In kaum einem afrikanischen Land ist zudem privater Grundbesitz gestattet, alles gehört dem Stamm oder dem Staat.

Wo kommerzielle Landwirtschaft funktionierte, wie in Simbabwe, Südafrika oder Namibia, wird sie hingegen durch die Vertreibung der weißen Siedler zerstört. Die namibische Landreform wird dabei ironischerweise sogar mit deutschen Steuergeldern finanziert. Bald werden auch diese Länder am Tropf des Rests der Welt hängen.

Wo Hunger herrscht, sind skrupellose Politiker schuld

Es ist also eine Mär, dass in Afrika gehungert werden müsste. Der größte Teil Afrikas ist dünn besiedelt. Viele Länder verfügen über ein Klima, in dem alles gedeiht. Lange glaubte man etwa, die größten Hungerprobleme würden irgendwann in dichtbesiedelten asiatischen Ländern wie China und Indien auftauchen. Doch zwischenzeitlich produzierten gerade diese Staaten sogar Überschüsse. Im ebenfalls sehr dicht besiedelten Europa wurden ähnliche Erfahrungen gemacht, hier arbeiten nur noch rund drei Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft - und dennoch können massenhaft Überschüsse produziert werden.

Wo wirklich Hunger herrscht, sind skrupellose Führer schuld, die ihre Völker ausbeuten und darben lassen oder in Kriege hetzen. Der Sozialist Mengistu Haile Mariam von Äthiopien war so jemand oder sein Kollege Robert Mugabe in Simbabwe, bei dem er dann auch konsequenterweise untergekrochen ist. So ist es heute im Sudan oder in Somalia oder im Tschad oder bei den Steinzeitkommunisten in Eritrea.

Dem Rest des Kontinents aber wäre mehr geholfen, wenn man den Selbstheilungskräften Afrikas vertrauen würde, anstatt ständig die Dosis einer schädlichen Medizin zu erhöhen. Eine Reihe afrikanischer Intellektueller fordert, man solle Afrika endlich in Ruhe lassen, die Afrikaner seien schließlich nicht suizidal veranlagt. Handel würde die Probleme besser lösen als Hilfe. Auch müsse Grund und Boden endlich privatisiert werden, und die Alimentierung von Diktatoren müsse ein Ende finden.