Donnerstag, 26. Juni 2008

Ein ereignisreicher Spaziergang


Wenn man hier durch die Straßen schlendert, fällt einem immer wieder auf, dass Afro-Afrikaner (im Folgenden aus Einfachheitsgründen „Schwarze“ genannt) meist zu Fuß unterwegs sind und Süd-Westler (im Folgenden „Weiße“ genannt) generell mit dem Auto fahren.
Ich habe mich seit Anbeginn gefragt, worin dieser Unterschied begründet ist. Klar, liegt es zum einen daran, dass sich die meisten Schwarzen kein Auto leisten können, aber es gibt noch andere Gründe, welche sich mir am Samstag während eines Spaziergangs eröffnet haben. Ich hatte mich auf den Weg in die Marua-Mall (das städtische Einkaufszentrum) gemacht. Diese befindet sich nicht weit von meiner Wohnstätte. Lediglich 15 Minuten entlang der Mugabe-Avenue, dann ist, unter normalen Umständen, der Konsum-Tempel erreicht.
Das Straßenbild erinnert generell an das südeuropäische, welches wir so schätzen. Wer hat noch nie die Spanier oder Portugiesen um ihre optimal ausgebauten Straßen beneidet und überlegt aus dem Urlaub gar nicht mehr zurück nach Hause fahren zu wollen. Nun gut, dem entsprechend sehen hier auch die Straßen und vor allen Dingen die Bürgersteige aus, bzw. das Etwas auf dem Fußgänger laufen sollen. Bei genauerer Überlegung haben diese nicht vorhandenen Bürgersteige allerdings einen entscheidenden Vorteil. Wo keine Bürgersteige sind, kann auch nach fünf nichts hochgeklappt werden…wobei, wenn ich drüber nachdenke, klappen die Windhoeker nach vier selbst dieses Etwas hoch.
Also machte ich mich auf den Weg und durfte als erstes Bekanntschaft mit den Fußgänger-Ampeln machen, die sich im Wesentlichen von den unsrigen unterscheiden, dass sie nur jede zweite Grünphase der Autos mitmachen, dafür aber zur Entschädigung nur die hälfte der Auto-Grünphase lang sind. Wenn man mal drüber nachdenkt…eigentlich ein guter Weg seine Rentenkassen zu entlasten.
Ich rannte also über die Straße und direkt in die Arme eines Souvenirverkäufers, der sich in der Mittagssonne auf den Stufen der Christus Kirche von seinem bisher doch so harten Arbeitstag erholte.
„Hey my man, you want to buy nuts? Look, these are special nuts. I prepared them very nicely!”
“No thanks, I don’t want your nuts.”
Dies war nicht, wie der ein oder andere vielleicht falsch annehmen könnte, ein afrikanischer Prostituierter, der mir neben seinen Nüssen auch noch Aids mit nach Hause geben wollte, nein, hier ist es so, dass die Souvenirhändler oder irgendeine Fabrik, von der die Souvenirhändler dann kaufen, komische Nüsse dazu benutzen, lustige, kleine Elefanten aus diesen zu schnitzen. Nun ja, ich war trotz alledem nicht interessiert (wenn von euch jemand an so einer Nuss interessiert sein sollte, wird es kein Problem für mich sein, demjenigen in ein paar Wochen so eine mitzubringen, meldet euch einfach).
„Dude, I don’t even have money with me. I can’t pay you.”
Leider hatte der Gute, diese Ausrede wahrscheinlich schon hunderttausend Mal gehört und sich in tagelanger Arbeit eine Gegentaktik überlegt.
„Hey my man, I can come to your hotel and then you can get money from your room.“ Langsam fing ich doch an zu überlegen, welche Nüsse er mir genau verkaufen wollte. Allerdings war dies nicht unbedingt meine größte Sorge. Mehr Gedanken machte ich mir um die Klinge, die er zum Schnitzen seiner Nüsse benötigte und mit der er mir permanent im Gesicht rumfuchtelte. Ich hatte nicht vor, so ein permanentes Souvenir mit nach Hause zu bringen, vor allem nicht auf so einem Wege. Ich musste diesen Typen also irgendwie loswerden. Glücklicherweise hatte ich ein wenig Kleingeld in der Tasche und wusste, dass wir in ein paar Metern den Präsidentenpalast erreichen würden, vor dem Polizisten Patroullie stehen. Dort angekommen zog ich einen Dollar aus der Tasche, den ich dem Guten für seine Bemühungen unter Beobachtungen der Polizei in die Hand drückte. Komischer Weise war er mit diesem Almosen (ca. acht Eurocent) plötzlich durchaus zufrieden und verschwand mit den Worten „Hey, you can come back, when you have money, you know where my place is.“
Ich hatte es heil überstanden und war dem Shopping-Paradies etwas näher gekommen.
Nur zweihundert Meter weiter lauerte mir am Straßenrand sitzend ein Wachmann auf. Ich blickte ihn an, er mich. „Give me money“ waren seine Worte, mit denen er mich begrüßt. „Sorry mate, I just told your souvenir-friend that I don’t have money with me.“ Glücklicher Weise war der Gute trotz seiner Dreistigkeit bei weitem nicht so anhänglich wie der Souvenirverkäufer, wohl auch daher, weil er ja wachen sollte und wohl nicht darauf aus war, seinen Job wegen ein paar namibischen Rand zu verlieren. Mit anderen Worten, ich konnte meinen Weg unbeschadet fortsetzen.
Ich schlenderte also mehr oder weniger unbeschwert die Avenue weiter, wo sich nach weiteren 50 Metern eine ähnliche Szene zutrug. Ein Obdachloser, der mich nicht nach Geld fragte, sondern Geld verlangte, als hätte er zuvor eine Gegenleistung erbracht. Doch auch dieser folgte mir glücklicherweise nach ein paar Sätzen nicht, sodass ich meinen Weg fortsetzen konnte, um Hals über Kopf in das größte Abenteuer des Wochenendes zu stürzen.
Beim näheren Betrachten der Straßen kommt man immer wieder ins grübeln, warum die Bürgersteige doch immer wieder überdurchschnittlich viel mit Hundedreck bestückt sind, wo man doch gar keine Hunde auf der Straße sieht. Und an diesem Nachmittag sollte sich auch dieses Geheimnis für mich Lüften. Ich dachte erst, meinen Augen nicht zu trauen, aber es gibt eine Steigerung des am-Straßenrand-pinkelnden-Afrikaners. Da stand er und es kümmerte ihn nicht, dass er direkt an der Hauptstraße stand und ihm jeder zuschauen konnte, wie er sich erleichterte. Ich beschleunigte meine Geschwindigkeit etwas, um bloß möglichst schnell davon zu kommen. Nun ja, was soll man machen, die Chinesen sagen über die Schwarzen, sie hätten etwas sehr animalisches an sich und bei diesem Anblick muss ich den Chinesen durchaus zustimmen.
Wie man sieht, kann hier selbst der normalste Spaziergang zu einem Erlebnis werden…Fortsetzung folgt.

Keine Kommentare: